Lüke Lorenz

Lüke Lorenz

Fachinformatiker für Systemintegration

Rechenzentren in Ozeanen?!

In Rechenzentren ist der größte Teil aller weltweit bestehenden Daten gespeichert. Der Zuwachs an neuen Daten ist stetig und unvermeidbar, weshalb auch die Kapazitäten der dezentralisierten Datenverarbeitung und -speicherung ständig erweitert werden. Dabei kommen einige Herausforderungen auf die Betreiber von Rechenzentren zu. Besonders zwei Faktoren stehen hier im Mittelpunkt: Wärme und Platz. Microsoft hat eine besonders ungewöhnliche Methode entwickelt, um diesen beiden Aspekten entgegenzuwirken. Die Idee ist, natürliche Ressourcen zu nutzen, um Energie einzusparen. 

Bei der Übertragung, Speicherung und Verarbeitung von Daten werden Unmengen an elektrischer Energie in Abwärme umgewandelt, welche durch hochkomplexe Kühlsysteme abgeführt werden. Um diese ungewollte Energie aus den Serverräumen abzuleiten, wird jedoch viel Energie verbraucht. Rechenzentren an Land investierten im Jahr 2018 ca. 1,5 Milliarden US-Dollar allein für die Kühlung der Serversysteme. Es ist davon auszugehen, dass dieser Wert nach nun drei weiteren Jahren nochmals deutlich angestiegen ist. 

Um die Kühlung effizienter zu gestalten, soll nun Meerwasser, welches den größten Teil der Erdoberfläche bedeckt, genutzt werden. Der Grund, warum die Server mit Meerwasser gekühlt werden sollen, ist so simpel wie genial. Wasser hat die großartige physikalische Eigenschaft über eine hohe Wärmekapazität zu verfügen. Das bedeutet es kann viel Wärmeenergie aufnehmen, ohne seine Temperatur stark zu verändern. Das Ergebnis ist eine stromsparende Kühllösung der Serversysteme. 

Der zweite Gesichtspunkt, welcher für ein so außergewöhnliches Verfahren spricht, liegt darin, dass das Errichten von Rechenzentren auf dem Meeresboden im Verhältnis zum Land weniger Fläche beansprucht. Daraus resultiert außerdem, dass die Erweiterung von Kapazitäten nicht durch Platz beschränkt ist. Auch die örtlichen Beschränkungen und Gesetze stellen somit kein Hindernis dar. 

Bevor ein Rechenzentrum unter Wasser jedoch einem an Land vorgezogen wird, müssen auf lange Sicht noch einige Schwachstellen bewältigt werden. Zum einen ist die Optimierung und die Weiterentwicklung des Konzepts eines „Unter-Wasser-Rechenzentrums“ noch nicht abgeschlossen, da vor allem noch die Langlebig- und Verlässlichkeit in Frage stehen. So kann sich der einfache Austausch eines Datenträgers als mittelgroße Herausforderung darstellen. 

Es ist schwer zu beurteilen, ob Rechenzentren unter Wasser die beste Lösung darstellen. Jedoch handelt es sich um einen ernstzunehmenden Ansatz, um die Nachteile von herkömmlichen Rechenzentren auszugleichen. Wer weiß, vielleicht sprechen wir in ein paar Jahren nicht mehr von der „Cloud“, sondern von der „Bubble“. 😉